Gartenstadt-Genossenschaft Mannheim eG
K2, 12-13 - 68159 Mannheim - (0621) 18005-0 - info@gartenstadt-genossenschaft.de
Seiten durchsuchen...
 
 

Wohnungs- und Gewerbeangebote

vom 27.3.2024 10:10 Uhr

  • Wohnungen
    • Ladenburg:
      1 Zimmer, Küche, Bad, Balkon, 1.OG mitte, 41.11m2
      mehr Infos...
    • Vogelstang:
      2 Zimmer, Küche, Dusche, Loggia, Aufzug, 9.OG mitte links, 59.56m2
      mehr Infos...
    • Vogelstang:
      2 Zimmer, Küche, Bad, Loggia, 3.OG links, 72.69m2
      mehr Infos...
    • Waldhof-Ost:
      2 Zimmer, Küche, Bad, sep.WC, Loggia, Tiefgarage, 2.OG mitte, 70.58m2
      mehr Infos...

Die ausführlichen Wohnungsangebote finden Sie hier.

Aktuelle Zinsen

Wir können Ihnen aktuell eine Verzinsung von bis zu 1.00% bieten!
Weitere Infos...

Nächster Termin

Freitag, 31.5.2024: Am Brueckentag Freitag den 31. Mai 2024 bleibt die Sparabteilung/Kasse geschlossen.

Am Freitag, 31. Mai 2024, bleibt die Sparabteilung/Kasse der Genossenschaft geschlossen. Wir bitten Sie dies bei Ihren Dispositionen zu beruecksichtigen.

Alle Termine finden Sie hier.

Teilen Sie uns Ihren Termin mit!

Ausgabe 02/ 2001

Der Anfang eines Traumes


(,,Schau Dir unser Dorf an! Ist es nicht schön?“)

 
Eigentlich ist es nur eine große Baustelle, aber für Lu Gao Yun ist es der Anfang eines sich erfüllenden Traumes. Er ist vor Begeisterung ganz aufgeregt, so aufgeregt, dass er - für einen Chinesen ganz ungewöhnlich - sogar mit den Händen gestikuliert.
Lassen Sie uns noch einmal kurz zurückblicken:
Die 150 Familien dreier Dörfer des Kreises Kalaqin im Distrikt Chifeng hatten nach und nach ihre Existenz verloren. Wie ihre Eltern und Großeltern lebten sie von der Landwirtschaft. Sie bestellten die am Berghang gelegenen Felder, bauten Mais und Korn an, zogen im Garten Gemüse und weideten die wenigen Ziegen und Rinder des Dorfes auf den Wiesen unterhalb des Berges, auf dem ihr Dorf lag. Doch die Ernten fielen immer schlechter aus. Die Böden waren ausgelaugt, Regen hatte die fruchtbare Lößschicht weg gespült. Die magere Ernte ernährte nicht mal mehr die eigene Familie. Alternativen gab es nicht.
Für diese Familien entwickelte die DESWOS gemeinsam mit ihrem Partner in Chifeng ein Umsiedlungsprojekt, in dem drei neue Dörfer entstehen sollten und in einer Ziegelei und Fleischverarbeitungsfabrik neue, sichere Arbeitsplätze. Ende vergangenen Jahres konnten die 43 Familien des ersten Dorfes in ihr neues Dorf einziehen. Jetzt steht das zweite Dorf vor dem Umzug.
Zugang zu den Märkten der Region
 
Aber noch ist es nicht ganz soweit. Die Fleischverarbeitungsfabrik ist im Rohbau fertiggestellt. Bis zum Winter sollen die restlichen Außenarbeiten an den Gebäuden abgeschlossen werden. Während des Winters werden die Innenarbeiten erledigt; im März dann die Maschinen gekauft. Im April sollen die ersten Produkte die Fabrik verlassen, vor allem Kaninchen, in der Inneren Mongolei eine Delikatesse, deren Fleisch gekocht und portionsweise in Dosen und Gläsern verpackt wird. Genauso werden Rinder und Hühner verarbeitet. Die Aussichten sind gut in einem Land, in dem meist beide Ehepartner berufstätig sind, aber alle drei täglichen Mahlzeiten einen hohen Stellenwert haben. Mit so aufbereitetem Fleisch kann trotz knapper Zeit schnell eine vollwertige Mahlzeit bereitet werden.
 
Selbst hergestellt: Die Ziegel für die Projekthäuser
Die Ziegelei arbeitet bereits seit dem vorigen Jahr. 62 Arbeiter sind hier mit dem Abbau des Lehms, dem Pressen, Trocknen und Brennen der Ziegel beschäftigt. Bisher hat die Ziegelei die Steine für die 150 im Projekt gebauten Häuser geliefert und jetzt auch für die Gebäude der Fleischverarbeitungsfabrik. Zhang Wu, kaufmännischer Leiter der Ziegelei, zeigt stolz die Bücher: Schon im ersten Jahr hat die Ziegelei einen bescheidenen Profit abgeworfen. Wenn die Gebäude der Fleischverarbeitungsfabrik fertiggestellt sind, wird die Ziegelei für den regionalen Markt produzieren und gegen andere Anbieter antreten. Aber Zhang Wu glaubt an den Erfolg der Fabrik. Zwar werden in verschiedenen anderen Dörfern der Region Ziegel gebrannt, doch produziert diese Ziegelei eine erstklassige Qualität. Der Lehm ist gut, die Ziegelpresse ist auf dem neuesten Stand der Technik, der Brennofen schafft hohe Temperaturen. Gute Voraussetzungen also, auf dem Markt der Region bestehen zu können.
,,Wir brauchen keine Konkurrenz und keinen Wettbewerb zu fürchten“, erklärt Zhang Wu stolz. ,,Konkurrenz“, ,,Wettbewerb“, noch immer ungewohnte Worte in China, vor allem in einer so von der Entwicklung abgeschnittenen Region wie der Inneren Mongolei. Aber Zhang Wu ist ein junger Mann, 32 Jahre alt. Er hat angefangen Wirtschaft zu studieren, als die Thesen zur Öffnung Chinas und zur Reform der Wirtschaftspolitik, die der verstorbene Staatspräsident Deng Zhiao Ping Anfang der 80er Jahre entwickelte, noch zögernd, aber unaufhaltsam Einzug in die Universitäten hielten. Das zahlt sich jetzt aus. Zhang Wu entscheidet nach betriebswirtschaftlichen Kriterien und nicht nach zentralen planwirtschaftlichen Vorgaben. Auch das unterscheidet ihn von der Konkurrenz. So ist vor der Zukunft weder ihm noch den Arbeitern bange, die seit fast einem Jahr einen sicheren Arbeitsplatz und ein regelmäßiges Einkommen haben.
 
Zum ersten Mal freuen sich die Dorfbewohner auf den Winter
Lu Gao Yun`s Freude über das neue Dorf ist noch mehr eine Vorfreude: Die Häuser sind noch nicht fertig. Noch fehlt bei den meisten Häusern der Innenputz, das Waschbecken, der Herd und das gemauerte Bett, unter dem traditionell das Abzugsrohr des Herdes durchgeführt wird, damit das Bett auch bei -40°C im Winter noch warm ist. Im September soll es soweit sein. Dann ist die Ernte so gut wie eingebracht und man kann sich zum ersten Mal auf einen Winter freuen, weil das neue Haus Schutz gegen Regen im Herbst und Kälte und Schnee im Winter bietet.
 
Doch bis dahin müssen nicht nur die Häuser fertiggestellt werden. Zu einem richtigen chinesischen Haus gehört eine Mauer, die das Grundstück einfriedet. Die zu bauen, ist Sache der Familien. Auch die Hauptstraße und die Nebenstraßen müssen die Bewohner selbst bauen. Die Regierung stellt die schweren Baufahrzeuge, die Planierraupen, das Handwerkszeug, den Schotter, den Sand und den Asphalt. Die Arbeiten müssen die Bewohner selbst erledigen. Auch der Dorfplatz, der auch als Markt dienen soll, wird von den Bewohnern selbst angelegt.
 
Es ist noch viel zu tun in den drei, vier Monaten, bis der Winter einsetzt. Aber die Familien sind sicher, dass sie es schaffen werden. Und ihre Gedanken gehen schon einen Schritt weiter. Wahrend der allgegenwärtige Parteisekretär in alter selbstherrlicher Tradition noch ankündigt, strenge Regeln aufzustellen, damit dieses neue Dorf auf immer und ewig ein Musterdorf bleibt, denkt Lu Gao Yun schon weit voraus: ,,Im Frühjahr werden wir im Haus des Dorfvorsitzenden ein Telefon installieren, damit wir Verbindung zur Stadt halten können. Dann werden wir für sein Haus ein Fernsehgerät anschaffen, damit auch wir hier erfahren, was in der Welt geschieht.“
 
Das ist beileibe keine Abkehr von Partei und Staat, aber es ist eine Besinnung auf die eigenen Fähigkeiten und die eigene Stärke, es ist die Erfahrung, selbst etwas tun und erreichen zu können. Die Familien haben das neue Dorf im wahrsten Sinne des Wortes in Besitz genommen, haben es zu ihrem eigenen gemacht, zu ihrer neuen Heimat, und sie fangen an, selbst zu überlegen und selbst zu bestimmen, wie es in ihrem Dorf weitergeht.

(,,Komm in einem Jahr wieder und Du wirst sehen, unser Dorf ist noch schöner“), verspricht Lu Gao Yun. So wie er es sagt, kann man es ihm glauben.
 
Dr. Dieter Baldeaux
 
 
Auch die Gartenstadt-Genossenschaft Mannheim hat dieses Projekt durch eine Spende unterstützt.
Wenn auch Sie den Menschen in Kalaqin helfen wollen:
DESWOS Spendenkonto
Stadtsparkasse Köln
Konto 660 22 21
BLZ 370 501 98
Stichwort: Kalaqin/Mannheim