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Ausgabe 12/ 2003

Ludwig Frank (1874-1914)




Der in Nonnenweier bei Lahr geborene Ludwig Frank studierte in Freiburg und Berlin Jurisprudenz und promovierte 1899. Er wurde, so ist es aus verschiedenen Quellen zu deuten, um die Jahrhundertwende Mitglied der SPD und wählte 1900 Mannheim, als die größte Industriestadt Badens, zu seinem dauernden Aufenthalt, weil diese ihm offensichtlich die beste Gelegenheit zur politischen Betätigung bot. Innerhalb der Sozialdemokratie trat er mit Entschiedenheit für die Reform ein, die aus der Partei eine soziale demokratische Bewegung machen sollte. Der Mannheimer Rechtsanwalt Dr. Julius Loeb nahm ihn damals als Juniorpartner in seine Kanzlei auf. Dr. Ludwig Frank hielt Vorträge in Arbeiterkreisen und Vereinen, diskutierte in Mitgliederversammlungen und in der Öffentlichkeit und wurde alsbald eine stadtbekannte Persönlichkeit. Schon 1903 wurde er als Delegierter auf den Parteitag der SPD nach Dresden entsandt. Ein Jahr später vertrat er die SPD auf einem internationalen Sozialistenkongress. Dieser engagierte Einsatz für seine Partei und für seine kulturellen und sozialen Vorstellungen wurde Dr. Loeb zu viel. Er verlängerte den mit Frank bestehenden Partnerschaftsvertrag 1903 wegen seiner politischen und sonstigen Tätigkeiten außerhalb der Anwaltskanzlei nicht mehr. Rechtsanwalt Dr. Ludwig Frank eröffnete daraufhin eine eigene Anwaltskanzlei.

Die Karriereleiter des eloquenten und scharfsinnigen Politikers war steil aufgestellt. 1904 wurde er in den Mannheimer Bürgerausschuss berufen und ein Jahr später als Abgeordneter in die Zweite Kammer der Ständeversammlung in Baden gewählt. Schon 1907 saß er im Deutschen Reichstag in Berlin. Er galt nach August Bebel als einer der Hoffnungsträger und profiliertesten Politiker der Sozialdemokratie in Deutschland. Aber auch im liberalen Lager hatte er sich große Achtung und Anerkennung erworben, wie z. B der beim Stadtarchiv Mannheim in Kopie vorliegende Schriftwechsel mit dem späteren ersten Bundespräsidenten Theodor Heuß beweist, mit dem ihn ein freundschaftliches Verhältnis verband. Erhalten ist u. a. auch eine Grußadresse zum 300jährigen Stadtjubiläum, in der zu lesen ist: „Mannheim wirkt wie ein Stück Amerika im alten Deutschland. Dem Werden der Stadt aus seltsamen Anfängen und dem verblüffenden Wachsen fehlt die quadratische Regelmäßigkeit. Die geschichtlichen Höhepunkte sind markiert durch die Namen Schiller und Hecker, durch die stolze Erinnerung an eine literarische und eine politische Revolution. Es gibt Traditionen, die keine Bleigewichte sind. Durch die Arbeit und die Arbeiter zur Freiheit und, wenn das Glück es will, zur Schönheit, - so denke ich mir Mannheims Weg“.

Ludwig Frank gründete in Mannheim den Verband junger Arbeiter, der ab 1905 in Baden viele Nachahmer durch die Gründung örtlicher Vereine junger Arbeiter fand. Es war nur folgerichtig, dass er die Schrift „Die Junge Garde“ als Verbandsorgan der Arbeiterjugend herausgab. Bei 9.000 Abonnenten musste die Zeitschrift nach Inkrafttreten des Reichsvereinsgesetzes allerdings eingestellt werden, weil das Gesetz die Mitgliedschaft von Jugendlichen unter 18 Jahren mit Strafe belegte. Frank wollte die Jugend nicht vordergründig für die SPD gewinnen, sondern es ging ihm darum, aufbauend auf deutscher und europäischer Kultur, eine neue selbständig denkende Gesellschaft heranzuziehen. Neben Politik und Geschichte wollte er junge Arbeiter auch an Kunst und Dichtung heranführen. Vorträge über Gerhard Hauptmann und Heinrich Heine seien beispielhaft genannt. Ludwig Frank wollte, dass Kunst und Kultur nicht einer bestimmten Klasse zukommt, sondern vom ganzen Volk erobert wird. Das Wort „dass in der Sehnsucht der Proletarier die Kunst nach dem Brote kommt“, sollte nicht mehr lange gelten. Er war deshalb auch ein Verfechter der Freien Volksbühnen und der „Kunstkonsumvereine“, um auch der Arbeiterschaft Kunst und Bildung zu öffnen.

Die große Popularität Ludwig Franks in Mannheim kam natürlich allen Vereinigungen und Organisationen zu Gute, für die er sich eingesetzt hatte. Das waren nicht wenige. Zu nennen sind aber vor allem der Verein für Volksbildung, der aus Stiftungsmitteln des jüdischen Fabrikanten und Stadtrats Bernhard Kahn, die nach ihm benannte Lesehalle finanzierte, die Friedensgesellschaft, der Bund der Bodenreformer, der Bezirksverein gegen den Missbrauch geistiger Getränke und nicht zuletzt auch die Gartenvorstadt-Genossenschaft. Sein Vortrag „Die Bedeutung der Gartenstadtbewegung für die Arbeiterschaft“ dürfte für viele Anlass zu einem Beitritt gewesen sein. Vor allem in Gewerkschaftskreisen fand er damit Gehör und dass gleich drei Arbeitersekretäre, Florian Schenk (Aufsichtsrat von 1910 - 1924), Richard Böttger (in den Organen von 1910 - 1932), sowie Max Nagel (nicht zu verwechseln mit dem jetzigen, gleichnamigen DGB-Kreisvorsitzenden) zu den Gründungsmitgliedern gehörten, dürfte wohl auf den Einfluss Ludwig Franks zurückzuführen sein. Dass Ludwig Frank in der Gründungsversammlung in den Aufsichtsrat gewählt wurde und diesem leider nur bis zu seinem Tod durch einen Kopfschuss am 4. September 1914 im Elsass angehören konnte, war für unsere Genossenschaft, für ganz Mannheim und weit darüber hinaus ein schwerer Schicksalsschlag und ein unersetzlicher Verlust.

Die hohe Verehrung, die der hinreißende Redner genoss, war keineswegs auf den „Mann auf der Straße“ beschränkt, sondern in allen Kreisen der Mannheimer Bevölkerung vorhanden. Die Nachrufe, von Totengedichten Ludwig Thomas und Richard Dehmels bis hin zu Minister von Bodmann, zu dem Frank in scharfem Gegensatz stand, waren sich darin einig, dass „sein Soldatentod … ein nationales Unglück“ sei. Kaum ein anderer Mannheimer wird fast 90 Jahre nach seinem Tod heute noch so hoch geachtet wie Ludwig Frank. Sein 1924 im Luisenpark von Mitgliedern des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold enthülltes Denkmal wurde zwar im Mai 1933 von den Nationalsozialisten geschändet und abgetragen, aber die Erinnerung an diesen aufrechten Demokraten konnten sie nicht auslöschen. 1950 wurde ein neues Frank-Denkmal „Jüngling mit Stab“ von Bernhard Blecker im Luisenpark aufgestellt. Nach ihm wurden auch eine Straße, ein Gymnasium, eine Bundeswehrkaserne und nicht zuletzt der erste nach dem Krieg in Mannheim aus Trümmersplitt errichtete Neubaublock in Neckarstadt-Ost benannt. „Dr. Frank starb, aber er lebt!“ schrieb in einem Nachruf die „Volksstimme“ am 8. September 1914, wie wahr. Walter Pahl