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      3 Zimmer, Küche, Bad, EG links, 77.88m2
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      2 Zimmer, Küche, Dusche, Loggia, Aufzug, (Tief)garage/Stellplatz, 7. Ebene, 37.72m2
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      2 Zimmer, Küche, Bad, Loggia, 3.OG rechts, 71.82m2
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Ausgabe 02/ 2002

Rückbesinnung auf genossenschaftliche Grundwerte

Genossenschaftliche Solidarität
Genossenschaftliche Solidarität war für die Väter der Genossenschaften im Manchester-Liberalismus die Grundlage für den Zusammenhalt und versteht sich als Kombination von Selbsthilfe und gegenseitiger Hilfe. Die Mitglieder haben sich in Genossenschaften zusammengeschlossen, um ihre gemeinsamen Interessen verfolgen zu können. Das Gegenprogramm der Genossenschaften gegen Entfremdung und Ausbeutung, wie sie zur Zeit der Gründerväter an der Tagesordnung war, lautet „Einer für Alle, Alle für Einen“. Heute sind die Genossenschaften stabile und rechtlich über 100 Jahre verankerte Organisationsformen, die über ganz Europa verbreitet sind. Wohnungsgenossenschaften bilden dabei durch ihre Nachbarschaft von Mitgliedern eine besondere Gemeinschaft, die sich in ständigem Miteinander bewährt.
 
Solidarität zwischen den Generationen
Zwar wollen fast alle Menschen alt werden, aber kaum einer will wirklich alt sein. Dies scheint auf den ersten Blick ein Paradox zu sein. In Wahrheit hängt es mit Entsolidarisierungsprozessen zusammen. Die „Alten“ werden von jüngeren Personengruppen häufig als Last empfunden, die es zu versorgen gilt. Betrachtet man die zukünftige Alterspyramide, so kommt man rasch in Diskussionen über zukünftige soziale Sicherungssysteme. Die Solidarität in der Familie, in der Zeit der genossenschaftlichen Gründungsväter noch eine Selbstverständlichkeit, verliert immer mehr an Bedeutung. Vereinsamung und Verarmung breiter Seniorengruppen ist die Folge. Hinzu kommt die Entwicklung von Ein- und Zweipersonenhaushalten. Allerziehende und Ehepaare ohne Kinder sind unter den Mieterhaushalten viel häufiger anzutreffen als die Durchschnittsfamilie (Ehepaar mit zwei Kindern). Die Zahl der Einpersonenhaushalte stieg von ca. 20% 1950 auf ca. 35% 1999. Dieser Trend innerhalb von nur zwei Generationen ist trotz aller familienpolitischen Reden von Politikern ungebrochen. Solange es nicht wirklich gelingt, Beruf und Familie in Harmonie verwirklichen zu können, wie es uns Nachbarländer wie Schweden oder Frankreich zeigen, gibt es keine wirkliche Trendumkehr. Ein familienfreundliches und altersgerechtes Wohnen gleichzeitig voranzubringen, ist eine besondere Aufgabe für die Wohnungsgenossenschaften. Die Mitgliederstruktur erfordert ein stärkeres Augenmaß für ein altersgerechtes Wohnumfeld und besondere Dienstleistungen, die über die Wohnung weit hinausgehen. Die IGB-Wohnungsgenossenschaften sammeln zur Zeit weltweit Best-Practice Beispiele für alters- und behindertengerechtes Wohnen. Dabei spielen auch die zielgruppenorientierten Dienstleistungen eine besondere Rolle. Mehrgenerationen-Wohnen ist heute eher die Ausnahme. Dennoch kann es mit getrennten, aber bei Bedarf verbundenen Wohnbereichen eine Renaissance erfahren. Dies zeigen Beispiele aus Nachbarländern.
 
Solidarität mit Kindern
Ein Blick auf die Geburtenrate macht die fehlende Solidargemeinschaft mit Kindern deutlich. Viele private Vermieter, Hotels und Restaurants betrachten Familien mit kleinen Kindern eher als lästig und störend. Unverhältnismäßig viele kinderreiche Familien leben von Sozialhilfe. Garagen werden von vielen jüngeren Wohnungssuchenden als wichtiger eingestuft als zukünftige Kinderzimmer. Materieller Wohlstand zählt: „Haste was, biste was – haste nichts, biste nichts“. Spielplätze sind häufig verwaist, da keine neuen Familien nachziehen. Solidarität mit Kindern erfordert eine Umkehr einer überwiegend auf materiellen Wohlstand ausgerichteten Gesellschaft. Wohnungsgenossenschaften in Wien schaffen Apartmenthäuser mit Tele-Arbeitsmöglichkeiten mit Sichtkontakt zu den Spielplätzen der Kinder, um Alleinerziehenden die Verknüpfung von Beruf und Kindern zu erleichtern. Es gibt Wohnungsgenossenschaften in Schweden, die im Erdgeschoss Spielwohnungen geschaffen haben, wo die Eltern ihre Kleinkinder morgens abgeben und nach Arbeitsende wieder abholen können. Sogar alleinerziehende Nachtkrankenschwestern wissen ihre Kleinkinder in guter Obhut. Das ehrenamtliche Element der Genossenschaft macht diese Form der Solidarität möglich.
 
Solidarität mit Behinderten
Für Nicht-Behinderte ist es oft nicht vorstellbar, welche Hürden ein nicht-behindertengerechtes Umfeld darstellt. Eine Schwelle oder eine kurze Treppe schaffen Abhängigkeiten von den Mitmenschen. Dabei ist eine Rampe auch für einen Kinderwagen von großem Vorteil. Das gleiche gilt für einen geräumigen Fahrstuhl und breite Türen. Wohnungsgenossenschaften haben schon seit vielen Jahren erfolgreich behindertengerechte Wohnungen gebaut und bestehende Wohnungen behindertengerecht umgerüstet. In Italien gibt es seit 1988 Genossenschaften, die sich gezielt dieser Personengruppe annehmen. Ausbildungs-, Qualifizierungs- und Arbeitsmöglichkeiten werden angeboten. Auch aus den Philippinen ist eine Genossenschaft bekannt, die Wohnen, Arbeiten und Ausbildung miteinander verbindet und die sehr erfolgreich ihre Produkte überwiegend arbeitsintensiv gefertigte Möbel vermarktet. Die Gemeinschaft hat auch Nicht-Behinderte unter ihren Mitgliedern. Es ist daher auch ein erfolgreiches Integrationsmodell. Angehörige der Behinderten verhalten sich solidarisch, indem sie das Modell unterstützen.
 
Solidarität mit ausgegrenzten Personen
Ausgrenzung und Vereinsamung beim Sterbeprozess ist ein sehr sensibler Bereich mangelnder Solidarität, der als Teil mangelnder Familiensolidarität zu verstehen ist. Der weitaus größte Teil der Menschen stirbt in Krankenhäusern oder Altenheimen in nicht gewählter Einsamkeit. Der Zusammenhang liegt bei der Ausgrenzung der Alten zu Lebzeiten. Abschiebungen in Alten- und Pflegeheime mit geringer Besucherfrequenz ist eher die Regel als die Ausnahme. Mehrgenerationswohnen und „Care Cooperatives“ schaffen deutliche Verbesserungen. Nach einem Punkte-System helfen die noch rüstigen Rentner („Go-Go‘s“) den pflegebedürftigen („Go slows“) und den bettlägerigen Senioren („Not Go‘s). Die Ausgrenzung von Niedrigeinkommensempfängern und Langarbeitslosen kann durch gezielte Hilfen wie Beratungen für das Wohngeld oder Kontaktvermittlungen verbessert werden. Auch moderne Kommunikations-Technologien können Verbesserungen schaffen, um in das Arbeitsleben zurückzukehren oder sich für einen anderen Beruf zu qualifizieren.
 
Solidarität mit Einwanderern
Die Ereignisse des 11. September letzten Jahres haben Vorurteile gegen Angehörige fremder Kulturen und Religionen eher wieder verstärkt. Türkische Mitbewohner werden plötzlich nicht mehr gegrüßt oder misstrauisch beobachtet. Insbesondere Angehörige der zweiten und dritten Generation haben mit Fundamentalisten keinerlei Gemeinsamkeit und verurteilen Gewalt genauso wie ihre christlichen Nachbarn. Aber auch die erste Einwanderergeneration distanziert sich in aller Regel von den Gewalttaten. Der Dialog der Religionen wird von führenden Kirchenvertretern gefordert. Dies gilt auch für das tägliche Miteinander. Wohnungsgenossenschaften werden durch die Mitgliedschaft und die gemeinsamen Werte zusammengehalten. Einzelne Beispiele wie die Vermietungsgenossenschaft Ludwig Frank in Mannheim haben neue Maßstäbe für Integration gesetzt. In einem Kommunikationszentrum werden nicht nur die Erwachsenen in der deutschen Sprache geschult und in praktischen Kursen ausgebildet, sondern auch die Kinder erhalten gezielte Hausaufgabenhilfe, die die Schulergebnisse sehr positiv beeinflusst hat. Viele andere Beispiele zeigen, dass die Solidarität mit den Kulturen der Zuwanderer auch für die deutschen Mitglieder von großem Vorteil sein kann. Das Image der gesamten Wohnsiedlung steigt und mit der Solidarität steigt auch der Wohnwert für alle Mitglieder.
 
Ohne Solidarität keine friedliche Zukunft
Die internationale Solidarität mit Menschen in der dritten Welt ist von besonderer Bedeutung für den Weltfrieden. Betrachtet man die Verteilung des Wohlstands und seine Veränderung in den letzten 40 Jahren, so ist eine extrem hohe Verschiebung zulasten der Armen und des Mittelstandes festzustellen. Dies führt zu immer häufigeren Verteilungskämpfen und Unruhen, die mit militärischen Mitteln nicht mehr unter Kontrolle gebracht werden können. Dabei spielt auch die Verschuldung der Entwicklungsländer eine große Rolle.
Entwicklungshilfeorganisationen wie die DESWOS leisten eine wichtige Arbeit, indem sie Modellprojekte schaffen. Genossenschaftliche Prinzipien und praktizierte Solidarität helfen ganzen Familien, die materiellen Probleme zu überwinden und den Teufelskreis der Armut zu durchbrechen. Gelingt es nicht, die im Rahmen der Globalisierung immer stärker zu Tage tretenden Entsolidarisierungsprozesse zu stoppen, werden die Migrationsströme noch erheblich zunehmen und ihre Probleme in die Industrieländer tragen.
 
Schlussfolgerungen
Je deutlicher der Staat sich von sozialen Aufgaben zurückzieht, desto stärker ist die Selbsthilfe erforderlich. Die unaufhaltsame Auflösung traditioneller Bindungen an Familie, Kirche und Parteien erfordert eine immer stärkere freiwillig organisierte Solidarität. Dies wurde unter anderem auch in dem abgelaufenen Jahr der Freiwilligen deutlich. Wohnungsgenossenschaften haben seit ihrer Gründung Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung praktiziert. Bei den zukünftigen Herausforderungen können sie auf die Grundprinzipien zurückgreifen, die ihre langjährige Geschichte begründet hat. Darin liegt eine Stärke, die es zu erhalten und gegebenenfalls neu zu aktivieren gilt.