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Ausgabe 05/ 2004

Frauen in der Genossenschaft

Als die Genossenschaft gegründet wurde, gab es zwar weltweit schon lange eine Frauenbewegung, die um Gleichberechtigung und Frauenwahlrechte kämpfte, aber es dauerte noch bis 1918, ehe die Frauen im Deutschen Reich das allgemeine Wahlrecht erhielten. In der Schweiz sollte dies sogar bis 1971 dauern.

Eine der ersten Vorkämpferinnen und führenden Persönlichkeiten in der deutschen Frauenbewegung war unser Gründungs- und Aufsichtsratsmitglied Frau Dr. Elisabeth Altmann-Gottheiner. 1874 in Berlin geboren hatte sie in London, Berlin und Zürich studiert. In Zürich promovierte sie und gehörte neben Ricarda Huch, Rosa Luxemburg und Marie Baum zu den wenigen Doktorandinnen ihrer Zeit. Sie heiratete Prof. Sally Altmann und habilitierte sich 1908 an der Mannheimer Handelshochschule (heute Universität). Sie war eine der ersten weiblichen Dozentinnen an einer deutschen Hochschule. Zusammen mit Dr. Marie Berneys, Julie Bassermann und Alice Bensheimer, deren Ehemann war ebenfalls Gründungs- und Aufsichtsratsmitglied unserer Genossenschaft, gründete sie die Soziale Frauenschule in Mannheim. Frau Dr. Altmann-Gottheiner war auf vielen internationalen Frauenkongressen wegweisend und zielführend. Vor allem kämpfte sie auf dem Gebiet der sozialen Fürsorge mit der ganzen Energie ihrer kraftvollen Persönlichkeit. Ihr Interesse galt aber auch den kulturellen Strömungen in Mannheim und so wundert es nicht, dass sie vor den Mannheimer Frauenorganisationen auch einen Vortrag über die Gartenstadtidee und ihren Einfluss auf die Frauen hielt. Im Vorstand des Internationalen Frauenbundes widmete sie sich besonders der Arbeiterinnenfrage, kämpfte um die Rechte der Frauen im Berufsleben, um deren Gleichberechtigung und einen besseren Mutterschutz. 1924 wurde ihr die Bezeichnung ordentlicher Professor verliehen. Dass es eine “Elisabeth-Altmann-Gottheiner-Straße” in Mannheim gibt, darf uns mit Stolz erfüllen, denn sie war eine von uns.

In der Gründungsversammlung der Genossenschaft wurde Dr. Elisabeth Altmann-Gottheiner in den ersten Aufsichtsrat der Genossenschaft gewählt, dem sie bis 1922 angehörte. Es muss eine ganz besondere Frau gewesen sein. 1930 ist sie nach einem schweren Leiden in Mannheim gestorben. Die Neue Mannheimer Zeitung vom 23.10.1930 berichtete aus dem, bei der Trauerfeier von Frau Dr. Berneys gehaltenen Nachruf: “Eine der seltensten Frauenpersönlichkeiten ist von uns gegangen. (…) Wer dieser Frau entgegengetreten ist, war sofort gefangen genommen durch die Haupteigenschaften ihres Lebens – ruhige Intelligenz und edle Menschlichkeit”. An der Trauerkundgebung nahmen unter den zahlreichen Trauergästen auch Oberbürgermeister Dr. Hermann Heimerich, Altoberbürgermeister Dr. Theodor Kutzer, sowie die Bürgermeister Richard Böttger und Dr. Otto Walli teil.

Mit Frau Dr. Altmann-Gottheiner kam 1910 auch die Hausfrau Marie Seyler in unser Aufsichtsgremium. Frau Seyler zog aber schon zwei Jahre später von Mannheim weg. An ihrer Stelle wurde Frau Lina Kehl gewählt. Frau Kehl wohnte damals mit ihrer Familie Am Hain 3 in der Gartenstadt. Ihr Mann Franz Kehl, Geschäftsführer, gehörte ebenfalls zu unseren Gründungsmitgliedern. Lina Kehl wurde 1922 Stadtverordnete in Mannheim und war in unserem Aufsichtsrat bis 1931 tätig. Sicherlich können sich noch viele ältere Gartenstadtmitglieder an diese tüchtige und vor allem in der Gartenstadt beliebte Frau erinnern.

Sieht man aus heutiger Sicht einmal die Namen der in der Genossenschaftsgeschichte bis einschließlich 2002 im Aufsichtsrat tätigen 127 Persönlichkeiten durch, ist sehr auffallend, dass darunter nur neun Frauen zu finden sind. Immerhin sechs Frauen kamen erst in der Zeit nach dem Krieg zu ihrer Wahl. Außer den drei bereits Genannten sind durch ihr Engagement in besonderer Weise hervorgetreten und sollen deshalb erwähnt werden: Zunächst Marie Elser, die sich in den Jahren 1946-1950 um den Wiederaufbau des Almenhofs sehr verdient gemacht hat. Sie war dabei, als der Unterzeichner vom Aufsichtsrat einstimmig zum Geschäftsführer der Genossenschaft bestellt wurde. Mit guten Diskussionsbeiträgen zeichnete sich die Kaufmännische Angestellte Inge Paulus aus, die im Aufsichtsrat von 1968-1993 tätig war. Sie wurde mit dem Goldenen Gartenstadt-Ehrenring ausgezeichnet. Frau Brunhilde Frey, Initiatorin und Organisatorin der beliebten Almenhoffeste und des günstigen Großeinkaufs von Blumen und deren Verteilung an die Mitglieder, aber auch Vorsitzende der AWO Lindenhof-Almenhof gehört dem Aufsichtsrat nunmehr sei über 20 Jahren an. Zu erwähnen ist Frau Irma Pekrul, eine Betriebsrätin, die sich besonders im Neubaugebiet Herzogenried, in dem sich ein Gemeinschaftsgefühl erst entwickeln musste, große Meriten verdient hat. Vor allem hatte sie einen Handarbeitskreis gegründet, der gerne angenommen wurde.

Wenn man im Zusammenhang mit der Genossenschaft über Frauen spricht, darf man aber eine weitere besondere Frau keineswegs vergessen: Therese Blase (1873-1930). Ihr Ehemann Heinrich Blase (später Mönchwörthstraße 171) war eines der 39 Gründungsmitglieder. Er schied mit seinem Tod 1945 aus der Genossenschaft aus. Wie viele andere, nicht erwähnte Ehefrauen der Genossenschaftsmitglieder, hat sie Haus und Garten gepflegt und sich darüber hinaus auch für die Belange der Mitglieder eingesetzt, ohne selbst als Mitglied eingetragen gewesen zu sein. Den Frauen im Allgemeinen gebührt ein hohes Lob, denn weitgehend ist die genossenschaftliche Solidarität und das gute soziale Klima in den Siedlungen und Häusern ihr Verdienst. Was Therese Blase aber unter den Genossenschaftsfrauen heraushebt, ist die Tatsache, dass sie als eine der ersten Frauen in den Badischen Landtag (von 1919 bis 1930) gewählt wurde. Sie war Mitglied des Mannheimer Bürgerauschusses und Vorsitzende der sozialdemokratischen Frauen Badens. An diese bedeutsame Frau erinnert im Wohngebiet Rott eine “Therese-Blase-Straße”. Ihr Sohn Robert bekam politisches und genossenschaftliches Ge-dankengut, wie so viele unserer heutigen Mitglieder, schon im Elternhaus mit. Er vertrat den Almenhof nicht nur im Bezirksbeirat, sondern auch in unserem Aufsichtsrat von 1957-1984. Für seine Verdienste um die Genossenschaft wurde ihm 1982 der Gartenstadt-Ehrenring verliehen. 1984 erhielt er die silberne Ehrenmedaille der Gemeinnützigen Wohnungswirtschaft.

Wie so viele Frauen der damaligen Zeit war Therese Blase selbst kein Mitglied der Genossenschaft. Das war am Anfang einfach nicht üblich und für viele Familien in der Gründerzeit finanziell auch nicht machbar. Inzwischen ist das, erfreulicher Weise anders geworden. Von derzeit 10.504 Mitgliedern sind mehr als die Hälfte, nämlich 5.391 Mitglieder weiblichen Geschlechts. Unter den 105 in die Vertreterversammlung gewählten Mitgliedern befinden sich immerhin 43 Frauen. Sie nehmen in der Vertreterversammlung die Rechte der Mitglieder mit ihrem Einsatz wahr. Ganz allgemein und für alle darf aber festgestellt werden: Die Frauen innerhalb der Genossenschaft tragen ganz wesentlich zu den Erfolgen unseres Wohnungsunternehmens bei, es ist deshalb allen für ihre Mitwirkung zu danken.

WALTER PAHL